Gegenangebote: annehmen oder ablehnen?

Jonas Volkmann
January 1, 2024

Die Wechselbereitschaft in Deutschland befindet sich derzeit auf einem Rekordniveau (Blogbeitrag: EY Studie). Entsprechend dürfte es auch eine Rekordzahl an Arbeitnehmern geben, die am Ende ihrer Suche mit einem attraktiven Vertragsangebot belohnt werden und somit vor der Wahl stehen, gehen oder doch bleiben?

Vorgesetzte sprechen vermehrt Gegenangebote aus

Das Thema Gegenangebote hat sich durch den immer intensiver werdenden Wettbewerb um Mitarbeiter durchaus verschärft. Ein Jobwechsel ist ohnehin schon emotional aufgeladen, und Gegenangebote verstärken dies nochmal. Umso wichtiger ist es, das Thema mit kühlem Kopf zu betrachten, denn Gefühle können täuschen und durchaus hinderlich sein.

Viele Arbeitnehmer kennen diese Situation: Das neue Vertragsangebot ist überzeugend, man reicht die Kündigung ein. Plötzlich wird man mit Wertschätzung und schönen Worten überschüttet und erhält zudem eine Gehaltserhöhung. Obwohl die Entscheidung zum Wechsel feststand, geraten hier viele Arbeitnehmer ins Grübeln, ob sie nicht doch bleiben sollen. An dieser Stelle gilt es, die gesamte Situation vernünftig zu reflektieren.

Machen Sie sich über die Beweggründe des/der Vorgesetzten bewusst

Für den aktuellen Arbeitgeber ist dies eine einfache Überlegung, es ist immer kostengünstiger, einen eingearbeiteten, fähigen Mitarbeiter zum Bleiben zu überzeugen, als eine Nachbesetzung zu suchen. Gegenangebote sind sozusagen ein Standard Instrument, fühlen Sie sich also nicht allzu geschmeichelt. Sie sollten eher mit einem Gegenangebot rechnen. Denn es werden gerne alle möglichen Versprechungen gemacht, um Sie zu halten. Ob diese jedoch etwas Wert sind, sollten Sie rational bewerten und sich nicht von Emotionen leiten lassen.

Reflektieren Sie Ihre eigenen Beweggründe

Was waren Ihre Beweggründe für die Jobsuche? Werden diese Bedürfnisse bedient, wenn Sie das Gegenangebot annehmen? Wie realistisch ist eine Verbesserung in dem Maße, das Sie sich wünschen? Im Berufsleben darf man sich i.d.R. nur auf das verlassen, was schriftlich festgehalten ist. Meistens ist dies bei Gegenangeboten lediglich das Gehalt. Womit Sie nicht rechnen sollten, ist, dass sich grundsätzliche Dinge wie Arbeitsorganisation, Unternehmenskultur oder das Führungsverhalten der Chefs/Chefinnen verändern werden. Sie haben sich aus guten Gründen auf dem Markt umgeschaut, behalten Sie diese im Blick. Besonders nach vielen Jahren beim aktuellen Arbeitgeber ist ein Wechsel sehr förderlich für Ihr Weiterkommen.

Seien Sie sich der Psychologie beim Thema Jobwechsel bewusst

Menschen sind darauf ausgelegt, den Aussagen und Versprechungen vertrauter Personen zu glauben. Beim Kündigungsgespräch bedeutet das, dass wir glauben möchten, dass sich die Dinge positiv verändern werden, damit man das vertraute Umfeld doch nicht verlassen muss. Prinzipiell ist das auch gut so, wenn Sie deshalb allerdings zu viel Hoffnung als angebracht in den Verbleib beim eigenen Arbeitgeber stecken, stehen Sie sich selbst im Wege und blockieren so Ihre Weiterentwicklung. Sobald Sie anfangen, sich die Situation beim aktuellen Arbeitgeber schönzureden und gleichzeitig Ihre Wechselgründe herunterspielen, ist dies ein starkes Signal dafür. Bleiben Sie bei den Fakten, denken Sie stets langfristig und lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Anreizen verleiten. 

Chancen zu ergreifen bedeutet immer auch mutig zu sein

Sie haben sich ein attraktives Jobangebot bei einem anderen Unternehmen erarbeitet. Machen Sie sich das nochmal bewusst, inklusive aller positiven Aspekte, die dieses Angebot mit sich bringt. Wenn Sie diese Option nun liegen lassen, müssen Sie damit rechnen, dass diese Chance in dieser Form nicht noch einmal vorkommt. Man bereut nichts mehr als eine verpasste Chance. Ein Wechsel ist immer mit einer gewissen Unsicherheit verbunden, daher heißt es mutig sein, die letzten Meter zu gehen. Dieser Mut wird in den meisten Fällen sehr belohnt. 


Jede Situation ist jedoch individuell und nur Sie können entscheiden, was am besten für Sie ist. Es gilt jedoch, wer sich einmal ernsthaft mit dem Thema Wechsel beschäftigt hat, der wechselt früher oder später den Arbeitgeber. Die Annahme eines Gegenangebots sorgt in den seltensten Fällen für langfristige Zufriedenheit.

Wir von talnt. haben unzählige dieser Situationen begleitet und stehen Ihnen gerne als Gesprächspartner zur Verfügung, auch wenn das neue Vertragsangebot nicht über talnt. zustande gekommen ist.

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